Brief des Vorstands­vorsitzenden

Liebe Aktionärinnen, liebe Aktionäre,

wachsende geopolitische Spannungen und zahlreiche Extremwetterereignisse als Folge des Klimawandels haben die vergangenen zwölf Monate geprägt. Übertragen auf die Wirtschaft führte die fortgesetzte Multikrise 2023 zu einer Verlangsamung des Wachstums und zu regional sehr unterschiedlich hohen Inflationsraten. Insbesondere in der exportorientierten Maschinenbau-Sparte hat sich wegen des starken Kostendrucks und schwierigerer Finanzierungsbedingungen das Sentiment eingetrübt. In Österreich war in diesem Bereich das Geschäft zuletzt rückläufig.

Wir haben 2023 weitere zahlreiche Maßnahmen zur Effizienzsteigerung umgesetzt und konnten so wieder ein positives Jahresergebnis erzielen.“

Sebastian Wolf, CEO

Für den Rosenbauer Konzern war 2023 das erste Jahr einer Turnaround- Phase, in der wir 2024 noch deutlich nachlegen wollen. Ein Rekordauftragseingang von 1.450,3 Mio € hat unseren Auftragsbestand bis zum Jahresende 2023 auf 1.788,0 Mio € steigen lassen und zeigt eindrucksvoll, dass unsere Produkte und Services zukunftsfähig sind. Darin enthalten sind auch zu einem guten Teil die notwendigen Preisanpassungen, die wir vorgenommen haben. Der öffentliche Sektor zeigt sich tatsächlich von den konjunkturellen Unsicherheiten wenig beeindruckt und investiert weiter in die Sicherheit der Menschen und der Infrastruktur. Mit diesem Rückenwind haben wir 2023 weiter zahlreiche Maßnahmen zur Effizienzsteigerung umgesetzt und unser „Refocus, Restart“- Programm plangemäß abgeschlossen. Mittels Wertanalysen unserer Produkte haben wir deren Herstellkosten optimiert, Produktionsstunden reduziert, Preise mit unseren Kunden nachverhandelt und die Zahlungskonditionen mit unseren Lieferanten angepasst. Auf diese Weise konnten wir den operativen Turnaround schaffen und in weiterer Folge ein positives Jahresergebnis erzielen.

Im Berichtsjahr haben wir zudem die geografische Aufteilung unserer weltweiten Vertriebsorganisation optimiert. Die vormalige Area NISA (Northern Europe, Iberia, South America, Africa) wurde als selbstständige Einheit aufgelöst und die Verantwortung für diese Ländermärkte in die neu formierten Vertriebsregionen Americas, Europe sowie Middle East & Africa übertragen. Ziel war es, die Marktbearbeitung durch Synergien zu vereinfachen und weltweit noch schlagkräftiger zu werden. Insbesondere in Südamerika sehen wir großes Potenzial durch die Zusammenführung mit dem Norden des Kontinents, greifen die nationalen Feuerwehrorganisationen bei Fahrzeugen doch sowohl auf amerikanische als auch auf europäische LKW-Chassis zurück. Der Start in das zurückliegende Geschäftsjahr war zunächst noch eher holprig. Zum einen haben sich die Lieferkettenstörungen langsamer als erwartet verbessert. So sind wir heute etwa bei Fahrgestellen zwar bei stabileren, aber immer noch längeren Lieferzeiten als in den Jahren vor 2022. Besonders die Termintreue ist noch immer nicht zufriedenstellend. Zum anderen ist der Rosenbauer Konzern im Februar 2023 zum Ziel einer kriminellen Cyber-Attacke geworden, die externe und interne Materialflüsse beeinträchtigte und in der Produktion zu Stehzeiten von bis zu zwei Wochen führte. Die frühe Entdeckung dieses Angriffes und die rasche Reaktion unserer Konzern- IT und der beigezogenen Expertinnen und Experten haben es uns aber ermöglicht, seine Auswirkungen zu begrenzen und relativ rasch – ohne die Bezahlung von Lösegeld – wieder zu einem regulären Betrieb mit noch strengeren Sicherheitsstandards zurückzukehren.

Unter diesen Vorzeichen freuen uns die Geschäfts- und Markterfolge des Jahres 2023 besonders, sind sie doch das Ergebnis harter Arbeit des gesamten Rosenbauer Teams. So haben sich im Berichtsjahr, nach einem Großauftrag des Bundesministeriums für Inneres 2021, auch die deutschen Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg zur Bestellung von in Summe mehr als 80 Feuerwehrfahrzeugen unserer ET-Modellreihe in verschiedenen Konfigurationen entschieden. Wir haben zwei Stück unseres vollelektrischen „Revolutionary Technology“ (RT) an die Berufsfeuerwehr Wien übergeben, die als innovative Basislöschfahrzeuge konzipiert wurden. Damit sind wir nach Berlin und Basel nunmehr in der gesamten D-A-CH-Region mit dem RT vertreten und es befinden sich bereits 29 Fahrzeuge weltweit im Feld. Der Rosenbauer Brandschutz ist es gelungen, einen wichtigen Auftrag des österreichischen Stromnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG) zu gewinnen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit werden unsere Expertinnen und Experten für den vorbeugenden Brandschutz zehn Umspannwerke der APG mit hocheffizienten Sprühwasserlöschanlagen inklusive Infrarot- Detektion ausstatten.

Im Geschäftsjahr 2023 lag unser Umsatz bei 1.064,5 Mio € und damit um 9,5 % über dem Wert des Vorjahres. Das EBIT hat sich gleichzeitig sehr deutlich auf 37,5 Mio € verbessert, nachdem wir im Vorjahr noch ein negatives EBIT ausweisen mussten. Damit konnte auch wieder ein positives Periodenergebnis erreicht und die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft werden. Die notwendigen Working-Capital-Bedarfe und Vorausfinanzierungen für die Produktion hatten 2023 weiter ein zu hohes Niveau und beeinflussten wichtige Bilanzkennzahlen wie die Eigenkapitalausstattung oder die Nettoverschuldung negativ. Aus diesem Grund werden wir 2024 unseren Hauptwertschöpfungsprozess, den Fahrzeugbau, ganz genau unter die Lupe nehmen – von der Angebotslegung bis hin zur Abrechnung mit den Kunden. Denn nur mit einer deutlichen Verkürzung unserer Durchlaufzeiten werden wir auch das Trade Working Capital und die damit verbundenen Kosten nachhaltig senken.

Unsere Finanzierungspartner haben sich im Rahmen einer Multilateralen Refinanzierungsvereinbarung, die wir im März dieses Jahres abgeschlossen haben und die bis November 2025 gilt, bereit erklärt, uns weiter auf diesem Weg zu unterstützen. Im Einklang mit dieser Übereinkunft werden wir gemeinsam mit dem Aufsichtsrat bei der kommenden Hauptversammlung vorschlagen, auf eine Dividendenzahlung für 2023 zu verzichten und diese Mittel stattdessen im Unternehmen zu belassen. Darüber hinaus streben wir 2024 eine Kapitalerhöhung an, deren Erlöse einerseits für die vorzeitige Darlehenstilgung und andererseits für weiteres profitables Wachstum verwendet werden sollen.

An dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, die im vergangenen Jahr ein hohes Maß an Leistungsbereitschaft und Engagement gezeigt haben. Ihnen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, darf ich für Ihre Geduld und Unterstützung in dieser herausfordernden Unternehmensphase danken und freue mich, wenn wir weiter auf Ihr Vertrauen zählen können.

Sebastian Wolf, CEO