Interview mit dem Vorstand

Das Ergebnis 2023 ist ein erster Teilerfolg

Stabilere Produktionsbedingungen und ein umfassendes Fitnessprogramm haben den Rosenbauer Konzern 2023 in die Gewinnzone zurückkehren lassen. Auf der Grundlage einer enorm starken Kundennachfrage soll die Profitabilität der Gruppe dieses Jahr weiter verbessert und die Eigenkapitalquote für neues Wachstum erhöht werden.

Markus Richter (CFO), Sebastian Wolf (CEO), Andreas Zeller (CSO)

Der Rosenbauer Konzern hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 den operativen Turnaround geschafft und wieder ein positives Periodenergebnis erzielt. Sind Sie damit zufrieden?

Sebastian Wolf Wir haben im Berichtsjahr unser operatives Ergebnis um fast 50 Millionen Euro verbessert. Das ist gerade vor dem Hintergrund fortdauernder Lieferunterbrechungen bei einzelnen Teilen und der Cyber-Attacke im Februar eine beachtliche Leistung, auf die ich stolz bin. Unser Programm „Refocus, Restart“ zur Reduktion der Herstellkosten im Rosenbauer Konzern hat dazu mit 54 Einzelprojekten beigetragen. Vielen Dank an alle, die dabei mitgeholfen haben. Parallel dazu haben wir unsere Angebotspreise für Neuausschreibungen an die gestiegenen Kosten angepasst, die nunmehr Schritt für Schritt in 2024 und 2025 ergebniswirksam werden. Das vorliegende Ergebnis ist somit ein erster wichtiger Teilerfolg, an unserer Profitabilität müssen wir aber 2024 weiter arbeiten.

Die allgemein schwache Konjunktur dürfte sich nach einhelliger Expertenmeinung auch in diesem Jahr nur marginal verbessern. Welche Erwartungen haben Sie bezüglich des weiteren Geschäftsverlaufs?

Andreas Zeller Die Feuerwehrindustrie ist ein klassischer Konjunktur-Nachzügler und folgt als solcher der allgemeinen Wirtschaftslage mit einem zeitlichen Abstand von 12 bis 24 Monaten. Unsere Kunden kommen fast ausschließlich aus dem öffentlichen Sektor, der selbst in diesen Schwächephasen keine bestehenden Aufträge storniert und stattdessen vielfach antizyklisch investiert. Trotz der notwendigen Preisanpassungen konnten wir 2023 einen Rekordauftragseingang von 1.450,3 Millionen Euro verbuchen. Dazu haben mit Ausnahme des Segments Vorbeugender Brandschutz alle unsere Vertriebsbereiche beigetragen. Unser Auftragsbestand hat sich dadurch auf 1.788,0 Millionen Euro erhöht. Folglich rechnen wir für dieses Jahr auch mit einer neuerlichen Steigerung unseres Umsatzes und haben uns Auslieferungen in Höhe von ca. 1,2 Milliarden Euro vorgenommen.

Verbesserte Prozesse müssen 2024 einen deutlichen Beitrag zur Operational Excellence leisten. So werden wir das Working Capital reduzieren und unsere Profitabilität weiter steigern.

SEBASTIAN WOLF, CEO

Worauf wird der Vertrieb von Rosenbauer in den nächsten 12 Monaten seinen Schwerpunkt legen?

Andreas Zeller Unser Fokus wird auch in diesem Jahr ganz klar auf dem Ausbau des Nicht-Fahrzeug-Geschäftes, das sind Ausrüstung, Service, Komponenten und Digitale Lösungen, liegen. Dabei wollen wir standardisierte Produkte forcieren, die solide Deckungsbeiträge liefern, kurzfristig produziert und rasch in den Markt gebracht werden können. Schon 2023 haben wir beispielsweise eine Sonderedition unserer FOX anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Tragkraftspritze aufgelegt und über einen Zeitraum von 17 Wochen rund 100 Stück zusätzlich produziert und verkauft. Heuer wollen wir den RTE Robot mit vordefinierten Modulen und verkürzten Lieferzeiten promoten. Gleichzeitig werden wir die Markteinführung unseres vollelektrischen „Revolutionary Technology“ (RT/RTX) weiter vorantreiben.

Wie haben sich die Nettoverschuldung und die Eigenkapitalquote des Rosenbauer Konzerns entwickelt?

Markus Richter Obwohl wir 2023 operativ gute Fortschritte gemacht haben, sehen wir weitere Herausforderungen vor uns: Unsere Durchlaufzeiten in der Fahrzeugfertigung sind zu lang und damit ist die Kapitalbindung, das sogenannte Working Capital, weiterhin zu hoch. Zudem beeinträchtigen Lieferkettenstörungen die Effizienz. Das 2023 im Zuge der Inflationsbekämpfung enorm gestiegene Zinsniveau führte gleichzeitig zu deutlich höheren Finanzierungskosten. „In time and in budget“ ist jetzt die notwendige Devise. Zum Jahresultimo hat sich unsere Nettoverschuldung auf 428,2 Millionen Euro belaufen, die Eigenkapitalquote lag nur bei 15,7 Prozent.

Neben einer weiteren Verbesserung der EBIT-Marge stehen somit die Working-Capital- und damit die Verschuldungsreduktion im Vordergrund. Mit Blick auf die rasche Stärkung unserer Eigenkapitalbasis planen wir – vorbehaltlich der notwendigen Organentscheidungen – im Geschäftsjahr 2024 eine Kapitalerhöhung, die die Grundlage für weiteres, profitables Wachstum legen soll. Wir sind also noch nicht am Ziel, aber auf gutem Weg, die im Auftragsbestand klar sichtbaren weltweiten Potenziale unseres Konzerns zu realisieren.

Was haben Sie 2024 konkret zur weiteren Effizienzsteigerung geplant?

Sebastian Wolf Zum einen werden wir uns in den kommenden Wochen bis Mai in einem strategischen Projekt noch einmal intensiv mit dem „Offer-to-Cash-Prozess“, unserem Hauptprozess, auseinandersetzen. Im Zuge dieses Projektes werden alle Prozesse von Angebotserstellung bis Auftragseingang, Auftragsklärung bis Einlastung, Produktionseinlastung bis Kundenabnahme und die zugehörigen Change-Order-Prozesse detailliert analysiert. Ziel ist es, diesen Hauptprozess kritisch zu bewerten und Effizienz- und Ergebnisverbesserungspotenziale zu identifizieren. Ich erwarte mir davon positive Änderungen in den Teilprozessen und einen deutlichen Beitrag zur Operational Excellence.

Zum anderen werden wir unser organisatorisches Set-up im Konzern anpassen und künftig die Steuerung aller Werke weltweit unter der Verantwortung des CTO zusammenführen. Ich bin zuversichtlich, dass uns mit den Erkenntnissen aus dem Projekt „Effizienter Offer-to-Cash-Prozess“ eine nachhaltige Verbesserung unserer Profitabilität gelingen wird.