Die Feuerwehr der Zukunft
Strom ist die effizienteste und flexibelste Energieform für die Feuerwehren. Mit E-Fahrzeugen lässt sich das komplette Einsatzgeschehen elektrisch, umweltfreundlich und weitgehend emissionsfrei gestalten.
Der vollelektrische Feuerwehreinsatz rückt in greifbare Nähe. Durch die Elektrifizierung des Antriebsstranges im Feuerwehr- fahrzeug wird Strom zur primären Energiequelle sowohl für den Fahrantrieb als auch für die diversen Verbraucher an der Einsatzstelle. Egal ob ein Brand zu löschen ist und Menschen zu retten sind oder technische Hilfe gebraucht wird, Strom ist im Feuerwehreinsatz unverzichtbar und wird vielfältig verwendet:
- für die Beleuchtung und Absicherung des Einsatzfahrzeuges und des Fahrzeugumfeldes, die Ausleuchtung der Einsatzstelle sowie für Verkehrsleit- und -warneinrichtungen,
- für sämtliche Werkzeuge und Rettungsgeräte (Spreizer, Schere, Kombihammer), die früher benzin- oder hydraulisch über Hydraulikschlauchverbindungen angetrieben wurden und heute als Akkugeräte ausgeführt sind,
- für akkubetriebene Hochleistungslüfter, die bei der taktischen Ventilation (Entrauchung von Gebäuden) zum Einsatz kommen, sowie elektrische Tauchpumpen, mit denen Keller ausgepumpt werden,
- für die Ladestationen aller akkubetriebenen Geräte und Werkzeuge, Funkgeräte, Handlampen, Smartphones, Tablets etc.,
- für die Kompressoren von Druckzumisch- und Druckluftschaumanlagen (CAFS),
- für Standheizungen bzw. Klimaanlagen in den Kabinen, da diese bei widrigem Wetter und langanhaltenden Katastropheneinsätzen als Rückzugsraum genutzt werden, sowie nicht zuletzt
- für die gesamte Bedienung des Fahrzeuges an der Einsatzstelle über ein digitales Steuerungssystem.
Revolutionary Technology
Sein vollelektrisches Antriebskonzept hat im Test überzeugt
Elektrische Pumpe und Power Outlet
Bei Rosenbauer Elektrofahrzeugen wie dem Revolutionary Technology (RT) oder dem AT electric wird auch die im Fahrzeug verbaute Feuerlöschpumpe, der mit Abstand größte Energieverbraucher an der Einsatzstelle, mit Strom betrieben. Anstatt mechanisch über einen Nebenabtrieb des Fahrzeugmotors wie bisher erfolgt der Pumpenantrieb dabei elektrisch über einen ePTO (Power Take-off), der die benötigte Energie aus den Traktionsbatterien bezieht. Neben der Pumpe versorgen diese gleichzeitig mehrere elektrische Geräte mit bis zu 18 kW Gesamtleistungsaufnahme. Die Kapazität der Speicher wurde so ausgelegt, dass ein typischer Standardeinsatz inklusive An- und Abfahrt sowie einer kurzen Löschkampagne ohne Wiederaufladen absolviert werden kann. In der Praxis, heutzutage hauptsächlich geprägt von technischen Einsätzen, sind sogar mehrere solcher Einsätze hintereinander möglich.
Das bestätigt auch die Berliner Berufsfeuerwehr, Technologiepartner bei der Einführung des RT. In der Erprobungsphase konnten 95 % aller Einsätze rein elektrisch abgearbeitet werden.
Das Feuerwehrhaus der Zukunft
Feuerwachen erzeugen ihren Strom selbst und werden im Notfall zur energieautarken Anlaufstelle für die Bevölkerung.
Normbetrieb und Katastrophensicherheit
Eine wichtige Hürde, die elektrische Löschfahrzeuge nehmen müssen, ist der in den Normen (EN 1846, NFPA 1901) geforderte Betrieb der Pumpe über mehrere Stunden und damit die Sicherstellung der Katastrophentauglichkeit der Fahrzeuge bei lang anhaltenden Einsätzen. Deshalb haben alle elektrischen Tanklöschfahrzeuge von Rosenbauer (RT/X, AT electric, PANTHER electric) ein Energy Backup System an Bord, das die Akkus automatisch wieder auflädt, wenn der Ladezustand der Batteriespeicher unter einen bestimmten Wert fällt.
Das System macht die Fahrzeuge de facto zu mobilen Kraftwerken und sichert eine autarke, dauerhafte Energieversorgung an der Einsatzstelle, wie ebenfalls im Testbetrieb der Berliner Feuerwehr bestätigt werden konnte: „Neben einem hohen rein elektrischen Betriebsanteil konnte das Fahrzeug durch eine katastrophenfeste Konzeption überzeugen“, schreibt der Technologiepartner in seinem Abschlussbericht – und weiter, dass „insbesondere mit Blick auf einen flächendeckenden Stromausfall das Fahrzeugkonzept unter Einbeziehung der verfügbaren Katastrophenschutzinfrastruktur uneingeschränkt einsetzbar ist.“
Schnelles und bidirektionales Laden
Ein anderes wichtiges Kriterium bei elektrischen Feuerwehrfahrzeugen ist, wie schnell ihre Batteriespeicher aufgeladen werden können und sie nach Rückkehr von einem größeren Einsatz wieder für die nächste Ausfahrt bereitstehen. Rosenbauer Fahrzeuge sind zu diesem Zweck mit einer Kombi-Ladebuchse für Gleich- und Wechselstrom ausgestattet, die an geeigneten DC-Ladestationen das Aufladen der Akkus mit bis zu 150 kW erlaubt. Dadurch können die Batteriespeicher innerhalb von 45 Minuten von 20 % auf 80 % Ladestand gebracht werden. Die Nutzung von üblichem Haushaltsstrom ist durch die Universalbuchse ebenfalls gewährleistet und erlaubt das Aufladen mit bis zu 22 kW.
Auch bidirektionales Laden wird künftig möglich sein, wodurch die in den Fahrzeugbatterien vorhandene Energie entweder in ein übergeordnetes Netz (Vehicle-to-grid) oder in das Energiesystem der Feuerwache (Vehicle-to-house) eingespeist werden kann.
Vision CO2-freie Feuerwehr
Elektrische Fahrzeuge liefern letztlich den entscheidenden Anstoß, die Energieversorgung und -infrastruktur von Einsatzorganisationen komplett auf Strom umzustellen. Feuerwehren können sich dadurch von fossilen Energieträgern unabhängig machen und ihre Bedarfe mit erneuerbaren Energien decken. So lässt sich beispielsweise über moderne Photovoltaik-Anlagen auf Feuerwehrhäusern samt Batteriespeichern eine autarke und nachhaltige Eigenstromversorgung aufbauen. Auch die Dächer von Einsatzfahrzeugen könnten künftig mit Solarpaneelen ausgestattet werden, um Sonnenstrom im Einsatz zu nutzen, ähnlich den faltbaren PV-Modulen für Ladegeräte und elektrische Verbraucher.
Der laufende Dieselmotor an der Einsatzstelle, heute noch charakteristisch für jeden Feuerwehreinsatz, sollte damit bald der Vergangenheit angehören. Mit E-Fahrzeugen kann nachweislich ein Großteil aller urbanen Feuerwehreinsätze rein elektrisch, lärmreduziert (Anfahrt, Einsatzort) und ohne lokale Abgasemissionen absolviert werden. Das schützt sowohl die Gesundheit der Einsatzkräfte als auch die der Anrainer und leistet nicht zuletzt einen Beitrag zu einem CO2-freien Straßenverkehr. Die Berliner Feuerwehr hat es ausgerechnet: Im Erprobungszeitraum wurden mit dem RT im Einsatzdienst 10,3 t CO2-Äquivalente im Vergleich zu einem konventionell angetriebenen Löschfahrzeug eingespart. Insgesamt lassen die Erfahrungen aus dem Projekt mehr als 16 t CO2-Äquivalente je Betriebsjahr und Fahrzeug erwarten.
Electric Firefighting
Partner beim Technologiewandel
Rosenbauer stellt für den elektrischen Feuerwehreinsatz nicht nur die geeigneten Fahrzeuge und Geräte zur Verfügung, sondern begleitet die Einsatzorganisationen aktiv auf ihrem Weg in die Elektromobilität. So wurde die Branchenleitmesse Interschutz dazu genutzt, um mit Fachleuten und Meinungsbildnern aus dem Brand- und Katastrophenschutz anhand diverser Zukunftsszenarien zu diskutieren, welche Herausforderungen auf die Feuerwehren zukommen und wofür es neue Lösungen braucht. Im von Rosenbauer initiierten Branchenetzwerk „Green Energy on Fire“ wird das Know-how gemeinsam mit den Stakeholdern weiter vertieft. Dabei geht es um Themen wie die rechtlichen Rahmenbedingungen beim Umstieg auf Elektromobilität, die Förderlandschaft der verschiedenen Länder, alternative Finanzierungsmodelle, verbesserte Lebenszykluskosten elektrischer im Vergleich zu konventioneller Technik, die erforderliche Ladeinfrastruktur und wie eine eigene nachhaltige Energieversorgung in der Feuerwache aufgebaut werden kann oder das Betreiben eines elektrischen Fuhrparks im Rahmen eines modernen Flotten- und Energiemanagements. Die Sensibilisierung aller Netzwerkpartner für den technologischen Wandel und der Know-how-Austausch rückt das Ziel einer „emissionsfreien und energieautarken Feuerwehr“ ein Stück näher.